Wenn fremde Menschen in Hamburg vor einem Neubau stehen und sich lachend „Geht doch!“ zurufen, muss etwas Außergewöhnliches passiert sein. Und wenn das regelmäßig geschieht, wie bei dem Eckhaus, das an Stelle der berühmtesten Filiale der Hamburger Sparkasse am Schulterblatt errichtet wurde, dann hat irgendwer etwas sehr richtig gemacht. Dort, wo bisher zu jeder Hamburger Krawallnacht die Scheiben klirrten, steht jetzt ein Wohn- und Geschäftshaus, das sowohl den Gründer-Geist seiner baulichen Nachbarschaft wie dessen Struktur aufnimmt, als auch die Lebendigkeit des Schanzenviertels kreativ reflektiert. Ein schlankes „Gerüst“ aus Betonbalken und Stützen, in dem große helle Holzfenster, Loggien und im Rücksprung eine Terrasse plastische Tiefe erzeugen, verbindet sich an allen Seiten logisch mit dem Kontext. Künstlerisch dezent veredelt durch vertikale Betonschraffur mit frech genarbter Zick-Zack-Grafik wird aber auch dem Eigensinn des Genius loci entsprochen. Das Haus macht jetzt selbst Krawall, im besten Sinne.
Die Jury